2006 – Herder, Freiburg-Basel-Wien.
Das Geheimnis der Eucharistie im Licht großer Hymnen.
Raniero Cantalamessa Vorwort
Dieses Buch enthält die Meditationen über die Eucharistie, die ich im Advent und in der Fastenzeit des »Jahres der Eucharistie« 20042005 vor dem Päpstlichen Haus gehalten habe. Das erste von Johannes Paul Il. 1982 ausgerufene eucharistische Jahr war für mich der Anlass, die Meditationsreihe zu schreiben, die den Titel trägt: Die Eucharistie, unsere Heilzkung; das zweite hat mir in diesem Jahr die Gelegenheit geboten, diese neue Reihe vorzutragen, die auf einem Kommentar der beiden berühmtesten und verehrungswürdigsten eucharistischen Hymnen der lateinischen Kirche beruht, dem Adoro te devote und dem Ave verum.
Es sind die letzten Meditationen, die ich zu meiner Ehre und Gnade in Anwesenheit des Heiligen Vaters Johannes Pauls II. halten konnte. Während der Predigten in der Fastenzeit 2005 wurde er wiederholt ins Krankenhaus eingeliefert in einem gesundheitlichen Zustand, den die ganze Welt mit Bangen verfolgt hat und der schließlich mit seinem heiligmäßigen Sterben endete. Und doch wollte er auch in dieser Lage – über eine eigens eingerichtete Fernsehverbindung – die Ausführungen eines einfachen Priesters seiner Kirche verfolgen und hat damit allen, in erster Linie dem Prediger, ein Beispiel der Demut und einer außerordentlichen Liebe zur Eucharistie gegeben. Den Brief, den der Heilige Vater mir am Schluss des Meditationszyklus hat zukommen lassen, betrachte ich als den schönsten Lohn für die 25 Jahre meines Dienstes als Prediger des Päpstlichen Hauses.
In einer Jugenddichtung hatte Karol Wojtyla die Berufung besungen, ein »eucharistisches Ich« zu sein; als Papst hat er sie verwirklicht vor der Kirche und der Welt. Im vorletzten Kapitel dieses Buches wird der beispielhafte Tod eines großen, in die Eucharistie Verliebten beschrieben, des hl. Thomas von Aquin; der Tod von Johannes Paul II. war nicht anders. Es ist tröstlich zu denken, dass sich für ihn jetzt das verwirklicht hat, was die letzte Strophe des Adoro te devote erbittet:
Jesus, den verborgen jetzt mein Auge sieht,
stille mein Verlangen, das mich heiß durchglüht:
Lass die Schleier fallen einst in deinem Licht,
dass ich selig schaue, Herr, dein Angesicht. Amen.
ADORO TE DEVOTE
Adóro te devóte, latens Déitas,
quae sub his figúris vere látitas:
tibi se cor meum. totum súbicit,
quia te contémplans totum déficit.
Visus, tactus, gustus in te fállitur,
sed audítu solo tuto créditur.
Credo quidquid dixit Dei Fílius;
nil hoc verbo veritátis vérius.
In cruce latébat sola Déitas;
at hic latet simul et humánitas.
Ambo tamen credens atque cónfitens
peto quod petívit latro poénitens.
Plagas sicut Thomas non intúeor;
Deum tamen meum te confiteor.
Fac me tibi semper magis crédere,
in te spem habére, te dilígere.
O memoriále mortis Dómini,
Panis vivus vitam praestans hómini,
praesta meae menti de te vívere,
et te illi semper dulce sápere.
Pie Pellicáne, Jesu Dómine,
me immúndum munda tuo sánguine,
cujus una stilla salvum fácere
totum mundum quit ab omni scélere.
Jesu quem velátum nunc aspício,
oro fiat illud quod tam sitio:
ut, te reveláta cernens facie,
visu sim beátus tuae glóriae. Amen.